Was wir in den letzten Jahren mit Mutterland erreicht haben, und dabei geht es mir nicht um unsere Jahresumsätze oder wirtschaftliche Ergebnisse, freut mich sehr. Wir sind Heimat von tausenden Delikatessen geworden, die alle in Deutschland sorgsam verarbeitet und fair gehandelt werden. In denen steckt anders als bei vielen industriell gefertigten Erzeugnissen wirklich authentischer Geschmack und viel Seele. Es geht uns darum inhabergeführte Manufakturen zu fördern und unsere Ernährungssouverinität zu stärken. Die immer größer werdende Macht großer Konzerne finde ich manchmal besorgniserregend! Ist es gut, dass einige wenige Konzerne die weltweite Ernährungsindustrie dominieren und steuern? Mutterland versteht sich allerdings nicht als Gegner der großen Player sondern als eine Art Ergänzung oder Bereicherung, um einfach die Vielfalt zu fördern und den Kleinen eine Chance auf dem Markt zu geben.
03. In Mutterlands Regalen findet man immer wieder Neues und Seltenes. Zum Beispiel hochwertige Brände und Geiste von der Premium Brennerei DSM aus Berlin (S. 95) oder vegane oder international prämierte Schokoladen wie z.B. Kilian & Close (S. 49). Wo spürt Mutterland all diese tolle Geheimtipp-Feinkost auf und wie hast du eine Nase dafür entwickelt, was ein Verkaufsschlager werden könnte?
JAN SCHAWE: Das hat sich drastisch in den letzten Jahren geändert. Früher bin ich wie ein Trüffelschwein ständig auf der Suche nach Neuem gewesen. Vor dem Start von Mutterland, habe ich zwei Jahre intensiv unser Sortiment zusammengestellt. Mittlerweile ist unser Team im Einkauf gewachsen und wir genießen mit Mutterland deutschlandweit einen guten Ruf. Wir waren der erste Delikatessenhändler, der sich nur auf Feinkost „Made in Germany“ spezialisiert hat. Wir sind die Experten regionaler Delikatessen und Manufakturen und daher stellen sich viele Hersteller von alleine bei uns vor. Bei uns steht man in guter Gesellschaft und eben nicht neben einem seelenlosen Industrietoast, um das Image des Händlers aufzupolieren. Wir suchen Delikatessen nicht unbedingt nach Absatzgröße aus, sondern wählen manchmal auch ganz bewusst Nischenprodukte aus, die uns einfach nur begeistern und von denen wir überzeugt sind.
04. Trotz eurer Exklusivität ist eines der Unternehmens-Maxime auf Augenhöhe mit den Lieferanten zu sein. Wie sieht die Umsetzung in deinem Geschäftsalltag aus?
Das Mutterland ist ein moderner Feinkosthandel. Wer sich eigentlich einen Salat holen wollte, stöbert noch kurz zwischen Schokolade und besonderem Gin und wer eigentlich ein Präsent erstehen wollte, genießt doch noch schnell einen Flat White zu einem köstlichem Franzbrötchen. Mutterland ist ein Ort an den man kommt, um zu genießen. Wir sitzen mit Gründer Jan Schawe im Mutterland Cölln’s und stellen ihm 10 Fragen…
01. Hallo Jan, das erste Mutterland hast du 2007 in St. Georg eröffnet. War die Standortwahl ein Zufall oder ganz bewusst gewählt, um solch ein Konzept in Hamburg zu starten?
JAN SCHAWE: Ich mag lebendige Stadtteile und St. Georg und die Gegend um den Hamburger Hauptbahnhof sind ein solcher. Hier herrscht ein aufregender Mix vieler Kulturen und Menschen. Ich mag die Nachbarschaft mit den Hotels, Theatern und Museen und wir fühlen uns hier von Anfang an pudelwohl! Denn Mutterland ist ein Ort, an dem alle willkommen sind. Gute Lebensmittel und den kleinen Luxus für Zwischendurch gönnt sich jeder schließlich einmal, oder?
02. Mit der Gründung von Mutterland wolltest du deine Lebensphilosophie zum Beruf machen. Hat das aus deiner Sicht geklappt?
JAN SCHAWE: In vielen Bereichen ja. Mir war es wichtig meine beiden „gefühlt“ konträren Lebensstile zusammenzuführen. Als typischer Großstädter möchte ich, wenn ich mir etwas kaufe, Spaß und ein schönes Erlebnis haben, dazu erwarte ich aber selbstverständlich eine gute Qualität. Als Mensch der über den Tellerrand hinwegschaut, möchte ich aber auch fair mit meiner Umwelt umgehen und damit meine ich Menschen, Tiere und die Natur. Das war früher oft mit einem hedonistischen Lebensstil nicht möglich. Entweder war es einem egal, wie die Turnschuhe hergestellt wurden oder man musste zum Ökoaktivisten werden, der angestrengt und verbissen ist. Ich wollte und möchte Spaß haben und glücklich sein, ohne dabei oberflächlich und blind durchs Leben zu laufen. Unser westlicher Lebensstil sollte nicht auf dem Rücken und auf Kosten anderer aufgebaut sein. Mit Mutterland bin ich vor 15 Jahren einen Schritt in die richtige Richtung gegangen, ohne unseren Kunden das tagtäglich auf die Nase zu binden. Einen moralischen Zeigefinger mag schließlich niemand – und einkaufen aus Mitleid auch nicht.
07. Mutterland ist auch Online unterwegs und bietet nicht nur viele nützliche Informationen im Web an, sondern auch einen Onlineshop. Aber ist und bleibt das Delikatessengeschäft nicht ein Offline-Geschäft? Riechen, schmecken, probieren und die persönliche Beratung. Was sagst du?
08. Soll das Mutterland eigentlich ein Hamburger Konzept bleiben oder wollt ihr auch in andere Städte oder gar Länder expandieren?
09. Welche Weiterentwicklung würdet ihr euch langfristig für das Mutterland wünschen?
06. Das Mutterland hat den klaren Aufwärtstrend und das gestärkte Bewusstsein für die heimische Küche und regionale Produkte maßgeblich mitgeprägt. Wie siehst du kommende Trendentwicklungen in der Branche?
10. Was plant Mutterland für 2020?
... dass Jan Schawe Kommunikationswirt ist und mit seiner Designagentur (welovedesign.net) das gesamte Interior-, Corporate- und Verpackungs-Design von Mutterland gestaltet? Jan liebt Hamburg, aber auch Berlin, München und das Meer. Er schätzt die Spaziergänge mit seinem Hund Gustav und er liebt es, von seiner Mutter bekocht zu werden.
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